Reisebericht Januar 2020
Am 12. Januar 2020 reisten unser Vorsitzender Helmuth Kircher (gleichzeitig mein Vater) und ich nach Siem Reap.
Wie immer gab es Klärungsbedarf in einigen Fragen. Denn so schön die Bilder unserer Homepage auch sind. Reibungslos funktioniert nicht immer alles. Deshalb ist es sehr wichtig regelmäßig selbst vor Ort zu sein, um Weichen zu stellen. Angekommen sind wir durch die Zeitverschiebung am 13. Januar.
14. Januar 2020 TAG 1: Am Tag 1 hieß es zunächst Office Work.
Mit unseren Mitarbeitern vor Ort - Chantha und Kosal - wurde vor allem über die Schulprojekte gesprochen, denn hier gab es aus unserer Sicht erhebliche Defizite in der Qualifikation der Lehrer bzw. in der angedachten Weiterqualifizierung, die mehr als schleppend verlief. Es nützt nichts, ein Gebäude zu erstellen, Lernunterlagen und Stifte zu finanzieren, wenn der Unterricht nicht gut ist. Allerdings ist es oft nicht einfach unsere Vorstellungen und Wünsche mit den Realitäten vor Ort überein zu bringen. Gleichwohl lassen sich unsere deutschen Ansprüche nicht einfach nach Kambodscha übertragen; die ja aus den örtlichen Möglichkeiten resultieren. Festgestellt wurde klar und deutlich, einen schlechten Unterricht darf man nicht schön reden, man muss ihn besser gestalten. Das wird unsere Aufgabe sein.
Ich darf sagen, dass es z. T. hitzige Diskussionen waren. Denn für uns steht die Hilfe der Kinder im Vordergrund, gleichermaßen tragen wir die Verantwortung für unsere Spendengelder. Und die wollen wir sinnvoll verwendet wissen, Selbstbedienung muss ausgeschlossen bleiben.
15. Januar 2020 TAG 2: Der Tag begann mit einem kurzen Marktbesuch.
Danach ging es raus aufs Land, um Brunnen zu prüfen. Stimmt die Qualität der Erstellung, wo gibt es ggfs. technische Probleme, gibt es Teile des Brunnens die anfällig sind für Reparaturen?
Einen sehr wichtigen Termin hatten wir später an diesem Tage, es handelte sich um die weitere Zukunft unseres Freundeskreises, es mussten weitere Bausteine wegen Kontrolle und Reparatur der Brunnen eingezogen werden.
Sara Wallimann betreibt seit vielen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Paul das Haven, ein Ausbildungsrestaurant in Siem Reap, das benachteiligten Jugendlichen - oft aus Waisenhäusern - eine berufliche Perspektive bietet. https://havencambodia.com/de/willkommen/. Sie machte uns bekannt mit Soklun. Soklun ist Teilzeit-Polizist, Handwerker, Reiseführer und seit vielen Jahren ein Begleiter der Fam. Wallimann. Soklun kennt durch Sara unseren Freundeskreis, er unterstützt unsere Idee, den Menschen auf dem Land Zugang zu frischem Trinkwasser zu ermöglichen. Er möchte sich gerne einbringen in unser Projekt; erste Termine wurden mit Helmuth zwecks weiterem Kennenlernen verabredet.
16. Januar 2020 TAG 3: Wieder ging es raus aufs Land
Hier sprechen wir mit den Menschen, die einen Brunnen erhalten haben. Diese blinde, ältere Frau muss täglich auf ihre Enkel aufpassen, weil die Eltern arbeiten. An diesem Haus sieht man den Nutzgarten, den sich diese Familie Dank des Brunnens anlegen konnte.
Dabei begegnet einem als ahnungsloser Städter aus einem Industrieland der ersten Welt immer wieder erstaunliches. Wie zum Beispiel dieser Kohleproduzent. Alles Handarbeit.
17. Januar 2020 TAG 4:
Am heutigen Tage wurde Brunnen Nr. 396 fertiggestellt. Es war ein Geschenk für die verstorbene Schwester der Spenderfamilie. Dieser Brunnen wurde binnen 2 Tagen von dem Anruf und Wunsch, einen solchen Brunnen zu bohren, bis hin zur Fertigstellung gebohrt; auch das ist möglich.
Besonders berührend: Die ganze Gruppe hat ein Gebet für „Aysel“ gesprochen.
Abends waren wir in Siem Reap mit Chantha und Kosal beim Chief Pan essen. Sein Straßen-Restaurant wird jeden Abend auf- und wieder abgebaut. Unvorstellbar bei uns.
18. Januar 2020 Tag 5: Am Tag 5 bekamen wir Besuch von Uta…. mit Mann + Tochter
Sie war mit ihrer Familie unterwegs in Asien und machte einen Abstecher nach Siem Reap, um sich über die Arbeit des Vereins zu informieren und den von ihr gespendeten Brunnen zu besuchen.
Doch zunächst wurde es touristisch. Chantha – im wahren Leben Reiseführer – machte mit uns einen Ausflug zum Tonle Sap. Er ist der größte Süßwassersee Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde.
Auf einem ohrenbetäubend lauten Schiff, das in Deutschland keiner TÜV Prüfung standgehalten hätte, ging es los.
Nach kurzer Zeit erreichten wir die schwimmenden Dörfer. Inklusive Krokodil-Aufzucht mit einer sehr fragwürdigen Holzreeling.
Nachmittags ging es raus aufs Land, wo Uta +Co die Familie aufsuchten, die den von ihr gespendeten Brunnen erhalten hatte.
Wie immer war das verbunden mit vielen Begegnungen.
19. Januar 2020 Tag 6 An meinem letzten Tag fuhren wir wieder raus,
diesmal mit Soklun an Bord, der sich selbst ein Bild machen wollte und musste. Mich beindruckte an diesem Tag besonders diese alte Dame. Sie hatte sich vor einigen Monaten ein Bein gebrochen und war immer noch wenig mobil. Unser Brunnen hat ihr sehr geholfen. Trotz der für sie schwierigen Umstände war sie fröhlich und guter Dinge. Wir haben ihr einen Gartenschlauch zur leichteren Bewässerung versprochen, der in der folgenden Woche geliefert wurde.
Toll zu sehen an diesem Tag: Es gibt einige, die den Brunnen nicht nur für Trinkwasser oder zur täglichen Hygiene nutzen, sondern Gemüsegärten anlegen. Das nicht nur zur Eigennutzung, sondern um es zu verkaufen. Von den Verkaufserlösen haben die Familien dann auch Geld, um ihr Haus zu reparieren, zu erweitern oder gar ein Neues zu bauen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Familien viel Geld sparen für die Krankenstationen und Medikamente. Im Verhältnis zu uns sind das im Regelfall 20 – 30 % des Familien – Einkommens.
Am Abend des 19. Januar flog ich wieder zurück nach Deutschland. Wieder voll mit Erlebnissen, Begegnungen und der Überzeugung, dass wir nicht nur Gutes tun, sondern noch viele Menschen suchen und überzeugen müssen, den Ärmsten der Erde zu helfen. Zwar in bescheidenem Rahmen, das spielt keine Rolle für diejenigen, deren Leben wir ein kleines bisschen verbessern können.
Silke Melles